Frank Geisler und Torsten Strauß gründen innerhalb der PASS die SIG SQL Server Internals

Frank Geisler und Trosten Strauss haben innerhalb der PASS Deutschland die Special Interest Group SQL Server Internals gegründet. Die SIG SQL Server Internals wird sich mit allen Themen rund um interne Vorgänge innerhalb des SQL Servers beschäftigen. Zu diesem Thema ist im PASS-Newsletter 07.2015, den man hier vollständig herunterladen kann das folgende Interview erschienen.

Interview mit Frank Geisler (FG) und Torsten Strauss (TS), geführt von Kai Gerlach auf dem SQL Saturday in St. Augustin


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NL: Hallo Frank, hallo Torsten! Ihr habt in Absprache mit Tillmann Eitelberg eine Special Interest Group „SQL Server Internals“, kurz (SIG „Internals“) gegründet. Worum geht’s da und wer gehört dazu?
FG: Mein Name ist Frank Geisler, ich bin SQL-MVP und ich bin außerdem Regionalgruppen-Leiter der RG Ruhrgebiet und in meiner Funktion zusammen mit dem Torsten ist in unserer RG die Idee zu dieser SIG entstanden.
TS: Mein Name ist Torsten, ich habe bereits einige Vorträge in der RG Essen und Köln gehalten und wurde zum „Best-Speaker“ für die RG Ruhrgebiet gewählt. Mein Hauptinteresse gilt gegenwärtig dem Thema SQL-„Internals. Im Moment gehören Frank und ich zur SIG. Die Absicht ist, das Thema „Internals“ nach vorne zu bringen. Ich habe das Gefühl, dass viele SQL-Spezialisten sich insbesondere mit dem Thema „BI“ auseinandersetzen und das Thema SQL-„Internals“ nicht die entsprechende Bedeutung erfährt.

NL: Nun ist die PASS Deutschland e.V. ja eigentlich schon eine SIG. Wieso diese Untergliederung?
FG: Der Anstoß war, dass wir über die Regionalgruppen in der PASS im Prin-zip eine regionale Unterteilung haben. Jeder, den das Thema SQL-Server interessiert, findet in seiner Nähe einen Ort, wo er hingehen und sich Vorträge zum Thema SQL-Server anhören kann. Als Regionalgruppe (RG), haben wir dort immer ein sehr unterschiedliches und breitgefächertes Themengebiet. Auf der anderen Seite ist es so, dass es bestimmte Themen innerhalb des SQL-Servers gibt, die relativ komplex sind und wo man sehr viel lernen kann. Und eines dieser Themen ist beispielsweise SQL Server „Internals“. Hier geht es darum, wie der SQL-Server intern funktioniert. Und wie ich dieses Wissen nutzen kann, um z.B. bessere Abfragen zu schreiben oder ihn besser einzustellen. Über die SIG ist es also das Ziel, dass wir eine thematische Unterteilung bekommen, im Gegensatz zu der regionalen. Wir versuchen das Format auch so aufzubauen, das jeder teilnehmen kann. Das wir die Inhalte z.B. ins Internet streamen.
TS: Unser Vorgehen hat außerdem eher Workshop-Charakter. Die meisten Vorträge bei der PASS haben eher so Präsentationscharakter, was ja vollkommen o.K. ist. Dinge wie Power-BI, Reporting-Services, also das Frontend werden viel gezeigt. Aber wir sprechen selten über die dahin-terliegende SQL-Architektur oder Möglichkeiten der Optimierung, um dann im Frontend die bestmögliche Performance, Stabilität, VeInterview2rfügbar-keit anbieten zu können.
FG: Was uns beiden so vorschwebt, ist, dass man im Rahmen der SIG-Treffen die Möglichkeit hat, sich zusammen mit den anderen Teilnehmern wei-terzuentwickeln. Es ist nicht so geplant, dass vorne einer steht der alles weiß, sondern dass wir ein Thema gemeinsam erarbeiten und Sachen ausprobiert werden.
TS: Und es ist auch so, dass man einmal Fragen stellen kann, die man in dieser Session nicht beantworten kann. Da können die Leute dann daran arbeiten und ihre Lösungsvorschläge in der nächsten Session präsentieren.

NL: Und wo werden die Ziele oder die thematischen Schwerpunkte liegen, was bedeutet Internals?
TS: Es geht darum ein Grundverständnis für die Architektur des SQL-Servers zu gewinnen, wie z.B. Page-Architektur, In-dex-Architektur. Wenn ich mir beispielsweise in der Online-Hilfe von Microsoft das Thema Index-Fragmentierung an-schaue, ist das vielleicht auf einer halben Seite erklärt. Es steckt aber vielmehr dahinter und es gibt verschiedene Probleme, die einem erst dann bewusst werden, wenn man das Thema in der Tiefe erarbeitet.
FG: Das Wissen darüber wie der SQL Server intern funktioniert, das ist ja auch das, was die „Magie“ ausmacht. Wenn ich hingehe und eine Query effektiv optimieren soll, dann muss ich ja schon wissen, wie der SQL-Server intern funktio-niert. Das ist nicht unbedingt das Wissen, das man braucht, wenn man 3 Datensätze aus der Adventureworks-Daten-bank abruft, aber es ist das, was einem nützen kann, wenn man in großen Szenarien sitzt, wenn man mit Millionen von Daten arbeitet,
TS: …im DWH beispielsweise. Wenn ich mich dahin weiterentwickele und ich mir dann Gedanken über Index-Strategien mache, muss ich schon verstehen: „Wie ist ein Balanced-Tree aufgebaut“. Und Ich muss eine Möglichkeit finden, mit den entsprechenden Tools des SQL Servers erstmal einen Benchmark zu setzen um die Probleme zu identifizieren.

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NL: Bei Microsoft ist ja die Zukunft vom selbstverwalteten SQL-Server unklar. Es wird ja sehr stark SAAS, PAAS propagiert, wo diese ganzen Dinge mir ja verschlossen sind. Arbeitet ihr sozusagen dem nicht entgegen?
FG: Nein, denn es ist ja so, das trotz allem ein SQL-Server dahinter steht. Klar, es ist dann so, dass man am SQL-Server jetzt nicht mehr selber Service Packs einspielt. Aber auch unter SQL Azure Services hat man die Möglichkeit, Indices anzulegen und es werden weiterhin T-SQL-Abfragen geschrieben. Und auch dort kann man optimieren, wenn der Op-timizer nicht mehr weiter weiß. Aber damit ich das leisten kann, muss ich natürlich verstehen, was ich da mache.
TS: Auch unter Azure oder dergleichen, ist da ein SQL Server. Und MS wird mir nicht dabei helfen bei meinen Abfragen die Performance zu be-schleunigen. Beziehungsweise, ich muss ja erst einmal verstehen, dass ich ein Performance-Problem habe. Wenn es darum geht eine SQL-Azure-Landschaft in Produktion zu betrei-ben, muss ich letztendlich die glei-chen Dinge tun, die ich auf der loka-len Maschine mache.
FG: Und wenn ich nicht über SaaS (MS Azure SQL Database), sondern IaaS (MS Azure VMs) nachdenke, dann gibt es da wunderbare Skalierungsmöglichkeiten. Ich kann z.B. Skalierungsszenarien bauen über Powershell, das System monitoren und, wenn es eng wird, noch 2,3,4 Knoten in unseren SQL-Server-Cluster einbinden. Aber auch da ist es so, dass ich das Verhalten erstmal verstehen muss, bevor ich so etwas entwickeln kann

NL: Und welchen Output soll die SIG stellen? Vortragsreihen, Beratung für Microsoft, Artikel für den Newsletter, Werbung für das Produkt?
TS: Letztendlich hoffe ich, dass die Community, also die PASS-Besucher mit einem veränderten Bild für den SQL-Server an ihrer Produktions-Umgebung arbeiten.
FG: Es ist durchaus denkbar, dass aus einem SIG-Thema auch ein Vortrag z.B. für den SQL Saturday, für ein PASS-RG-Treffen oder vielleicht auch ein Newsletter Artikel entsteht.

NL: Andere multimediale Möglichkeiten, es wurde z.B. von Streams gesprochen…
FG: Wir planen, die Sessions oder deren Ergebnisse ins Internet zu streamen. Und wenn wir das tun, werden wir das auch aufbereiten und hinterlegen. Sodass man die Möglichkeit hat zu sagen: „Ich guck mir das nachher noch an“.
TS: Ich denke auch, dass es eine Möglichkeit sein kann, eine Telco anzubieten, in der wir den Bildschirm teilen. Oder, dass man den erarbeiteten Code entsprechend dokumentiert und hochlädt.

Interview4NL: Gibt es schon Ideen zum Umfang oder Frequenz, mit der Ihr …?
TS: Gute Frage, die Idee war erst einmal zu starten, um für die SIG eine Resonanz und ein Feedback von den Teilnehmern zu bekommen, um dann hinsichtlich Umfang und Frequenz entscheiden zu können. Aber die Idee ist, erstmal alle 6-8 Wochen aktiv zu werden. Man muss verstehen, dass ja die Vorbereitung dieser SIG-Treffen natürlich aufwändiger ist, als ein klassischer Vortrag.
FG: Wobei man sehen muss, dass, andererseits während der SIG-Treffen manche Lösungen erst entwickelt werden.
NL: In welchem Verhältnis steht ihr zur PASS Deutschland e.V.? Müsste man zwangsläufig auch dort Mitglied sein? Habt Ihr ein eigenes Statut oder ein Logo?
FG: Grundsätzlich sind wir natürlich der PASS Deutschland e.V. untergeordnet, so ähnlich wie eine Regionalgruppe. Und, natürlich musst Du nicht unbedingt Mitglieder PASS sein um teilzunehmen, aber es wäre natürlich wünschenswert.
TS: Das Gute ist, wir machen uns die Akzeptanz und die vorhandene Reputation der PASS zunutze, um praktisch dieselbe Community zu erreichen, aber überregional…
FG: … dafür beschränkt auf ein Thema.
TS: Im Grunde unterstützen wir damit auch den Aufbau der PASS.

NL: Und finanziell? Erhaltet ihr aus dem PASS-Vermögen Zuwendungen, Aufwandsentschädigungen oder Geldmittel? Wenn ja wie werdet Ihr kontrolliert?
TS: Nein, also gar nicht.
FG: Es ist genauso wie bei den RGs auch. Es ist komplett auf freiwilliger Basis. Torsten und ich tragen die Kosten.

NL: Und wie steht ihr zu Microsoft als Hersteller?
TS: Microsoft ist von mir in den letzten Jahren als sehr innovativer Software-Hersteller erlebt worden. Der, insbesondere beim Thema SQL-Server und Integration (PowerBI, Excel), viel investiert hat und für mich sehr, sehr tolle Produkte generiert.
FG: Wir werden uns im Rahmen der SIG natürlich mit den Möglichkeiten des SQL-Servers kritisch auseinandersetzen, wo-bei es da um eine rein technische Auseinandersetzung geht.

NL: Wie kommt es bei euch zur Mitgliedsfindung, bzw. könnte es noch mehr Mitglieder geben? Und wie wird man Member? Eigener Antrag, auf Einladung, Vorschlag? Gibt es Mindest-Qualifikationen?
FG: Im Moment dient zur Mitgliedsfindung unter anderem auch dieses Interview. Wir wollen erst einmal überhaupt be-kannt machen, dass es die SIG „Internals“ gibt. Und es ist nicht so, dass man einen Mitgliedsantrag ausfüllen muss, sondern man kann einfach dazu stoßen.
TS: Man muss verstehen, dass die SIG keine Konkurrenz-Veranstaltung zur PASS ist, sondern eine Ergänzung, von der ich hoffe überregional die PASS-Mitglieder zu erreichen. Wir wollen Synergien schaffen.

NL: Ihr seid alle beruflich sehr eingespannt, z.B. als Geschäftsführer Eurer Firmen, häufige Sprecher auf z.B. Regionalgruppen-Treffen oder hier auf dem SQL-Saturday. Und Tillmann ist auch noch im Vorstand der PASS. Wie wollt ihr Eure zusätzliche „SIG-Arbeit“ schaffen?
FG: Wir machen das, was wir immer machen: Wir kriegen’s hin.
TS: Das ist die Frage der Prioritäten. Da muss Anderes eben mal hintenanstehen.
FG: Und natürlich wären wir auch froh, wenn es den ein oder anderen gibt, der uns unterstützen könnte.
NL: Soll es noch weitere SIGs geben und wenn ja wann, wofür und wieviele? Gibt es eine Obergrenze?
TS: Die Entscheidung über weitere SIGs, liegt ja nicht bei uns. Es steht jedem PASS-Mitglied frei, einen entsprechenden Vorschlag einzureichen, wie wir das ja auch getan haben. Und möglicherweise etabliert sich dann eine SIG für z.B. „Business Intelligence“.
FG: Als ich mit der Idee an Tillmann herangetreten bin, habe ich ein Positionspapier vorgelegt, in dem ich versucht habe zu definieren, was eine SIG ausmacht. Der Focus einer SIG darf nicht zu groß sein. Eine SIG „SQL Server“ macht keinen Sinn, weil das die PASS selber ist. Andererseits, eine SIG „Balkendiagramme in Reporting Services“ ist sicher auch nicht sinnvoll. Aber, wenn sich entsprechend Freiwillige finden, könnte es im Rahmen der PASS durchaus noch andere SIGs geben.
TS: Es ist ja so, dass viele interessante Vorträge überregional gehalten werden. Und wegen der Terminplanung ist es schwierig an diesen Vorträgen teilzunehmen. Wenn wir jetzt die SIG mehr medial ausrichten, erreichen wir damit möglicherweise auch andere Sprecher, die da ihren Beitrag geben könnten.
FG: Und, wenn das Ganze sowieso Online stattfindet, kann auch ein Sprecher mitmachen, der halt z.B. in Bayern sitzt.

TS: … oder im Ausland.

NL: Damit SIG nicht für „Spezis im Geheimen“ steht. Könnt Ihr uns schon sagen, wann man das nächste Mal von Euch hören wird?
FG (lacht): Spezis im Geheimen ist sehr gut. Wir wollen jetzt nochmal in die endgültige Evaluierung der SIG gehen. Und wir werden schauen, dass wir in den nächsten Monaten starten. Ihr vom Newsletter, erfahrt das natürlich als Erste, damit ihr das auch entsprechend kommunizieren könnt.

NL: Vielen Dank und wir wünschen Euch im Namen der PASS-Redaktion und unserer Leser viel Erfolg mit Eurem Projekt und hof-fen auf spannende, tiefgreifende und interessante Rückmeldungen. Ich danke für das Gespräch.

Interview5

Das Gespräch führte Kai Gerlach von der PASS Newsletter Redaktion, die Fotos stammen von Dirk Hondong.

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